Früherkennung, Vorsorge und Krebsbehandlung

Menschen mit Lynch-Syndrom ist eine intensivierte, also eine verstärkte Krebsvorsorge zu empfehlen. So kann die Entstehung von Krebs vermieden oder ein Tumor in frühem Stadium erkannt werden. Je früher ein Tumor erkannt wird, desto besser kann er in der Regel behandelt werden. Häufig kann Krebs im frühen Stadium auch mit weniger belastendenden Therapien behandelt werden, also z.B. ohne, dass eine Chemotherapie erforderlich wird. Die Dickdarm­spiegelung bietet zudem die Möglichkeit Polypen zu entfernen, bevor eine Krebserkrankung entsteht.

Die aktuellen Vorsorgeempfehlungen finden Sie auf der Website des » Deutschen Konsortiums für familiären Darmkrebs (www.hnpcc.de). Sie umfassen u.a. eine vollständige Dickdarmspiegelung alle 12-24 Monate, eine Magenspiegelung alle 12-36 Monate, gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen für Frauen und eine regelmäßige körperliche Untersuchung.

Dem Krebs vorbeugen

Das Ziel der Krebsprävention ist es, dem Krebs vorzubeugen, z.B. durch eine gesunde Lebensweise. Für Lynch-Syndrom Betroffene gelten hierbei dieselben Empfehlungen wie für die Allgemeinbevölkerung, also möglichst

  • gesund ernähren,
  • ausreichend bewegen,
  • Normalgewicht halten,
  • wenig Alkohol trinken,
  • rauchfrei leben,
  • auf UV-Schutz achten und
  • krebserregende Stoffe meiden.

Für Frauen mit Lynch-Syndrom kann auch eine vorsorgliche (risikoreduzierende) Organentfernung in Frage kommen, um das Krebsrisiko zu verringern. Aktuell gibt es weder für Gebärmutterkörper- noch für Eierstockkrebs eine zuverlässige Krebs-Früherkennung. Für Frauen ist daher die vorsorgliche Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) und eventuell auch der Eierstöcke und Eileiter (Salpingoovarektomie) nach Abschluss der Familienplanung zu überlegen. Eine generelle Empfehlung für die Entfernung von Eierstöcken und Eileitern gibt es bislang nicht.

Vor- und Nachteile einer vorsorglichen Organentfernung sind natürlich gut abzuwägen. Neben dem individuellen Erkrankungsrisiko ist hierbei unter anderem zu bedenken, dass die Entfernung der Eierstöcke und Eileiter auch mit einer hormonellen Beeinflussung einhergeht.


Menschen mit Lynch-Syndrom haben bei optimaler Vorsorge eine normale Lebenserwartung.
 

Es ist sinnvoll, die Möglichkeiten zur risikoreduzierenden Operation mit Ihrem/r Arzt/Ärztin zu besprechen. Information und Beratung bieten auch die Zentren des Deutschen Konsortiums für familiären Darmkrebs (www.hnpcc.de) sowie die Zentren des Deutschen Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs an. (https://www.konsortium-familiaerer-brustkrebs.de)

Den Krebs behandeln

Zur Therapie einer Krebserkrankung orientieren sich Ärztinnen und Ärzte an den onkologischen Leitlinien. Basierend auf dem derzeit verfügbaren medizinischen Wissen zeigen die Leitlinien Möglichkeiten zur Krebsbehandlung auf und helfen so bei der Entscheidung über die bestmögliche Therapie.

Aktuelle Forschungsstudien zeigen, dass spezielle Immuntherapien zur Behandlung von fortgeschrittenen MSI-Tumoren – also den bei Lynch-Syndrom typischen Tumoren – besonders gut geeignet sind und der Krebs damit sehr wirksam behandelt werden kann.

Kurz erklärt: Immuntherapie

Als Immuntherapien werden Methoden bezeichnet, die das körpereigene Immunsystem nutzen, um Krebs zu behandeln. Ein Beispiel für einen Immuntherapieansatz ist der Einsatz von sogenannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren. Das sind Antikörper, die sich gezielt gegen die Abschaltung des Immunsystems durch Tumorzellen richten. Außerdem zielen neueste Forschungsansätze darauf, das körpereigene Immunsystem über eine Impfung in die Lage zu versetzen, den Tumor zu erkennen und dann gezielt zu bekämpfen.

» Erklärfilm auf Youtube

Bei der Behandlung der Krebserkrankung sehen sich Menschen mit Lynch-Syndrom oft mit vielen Fragen konfrontiert:

  • Was ist die richtige Behandlung für mich?
  • Welche Auswirkungen hat die Diagnose Lynch-Syndrom auf meine Krebstherapie?
  • Beeinflusst die genetische Veränderung meine Heilungschancen?

Fragen Sie Ihre/n Onkologin/en nach möglichen Auswirkungen der Lynch-Syndrom Diagnose auf die Krebsbehandlung oder wenden Sie sich zur Beratung an ein Zentrum, das auf erbliche Tumorerkrankungen spezialisiert ist. Kontaktadressen der spezialisierten Anlaufstellen finden Sie beim » Deutschen Konsortium Familiärer Darmkrebs (www.hnpcc.de) sowie beim » Deutschen Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs (www.konsortium-familiaerer-brustkrebs.de) .

Weitere Informationen finden Sie z.B. auch beim » Krebsinformationsdienst und in den » AWMF- Patientenleitlinien.


Für eine optimale Krebstherapie ist es wichtig, Kenntnis über das Vorliegen eines Lynch-Syndroms zu haben, da dies Auswirkungen auf die Art der medikamentösen oder operativen Behandlung haben kann.


Kurz erklärt: Leitlinien

Die Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen werden von der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) herausgegeben. Sie entstehen auf der Grundlage von Forschungsergebnissen und werden regelmäßig aktualisiert. Über allem steht das Ziel, den Patienten aufgrund empirisch nachgewiesener Wirksamkeit einer Behandlung bestmöglich zu behandeln. In Ergänzung zu diesen evidenzbasierten Leitlinien für Ärztinnen und Ärzte werden auch laienverständlich aufbereitete Patientenleitlinien entwickelt.