Was ist das Lynch-Syndrom?
Das Lynch-Syndrom ist ein erbliches Tumorrisikosyndrom, benannt nach dem amerikanischen Arzt HENRY T. LYNCH. Menschen mit Lynch-Syndrom haben auf Grund einer genetischen Veränderung ein erhöhtes Risiko für die Entstehung verschiedener Krebserkrankungen – daher der Name Tumorrisikosyndrom.
Das Lynch-Syndrom beruht auf einer angeborenen genetischen Veränderung im DNA-Reparatursystem der Zelle. Durch diese Veränderung neigt die Zelle dazu ihre DNA-Reparaturfähigkeit zu verlieren und kann dann unkontrolliert wachsen. Dies führt zu einem erhöhten Lebenszeitrisiko für verschiedene Krebserkrankungen, u.a. des Dickdarms, des Gebärmutterkörpers, der Eierstöcke, des Magens, des Dünndarms, der Bauchspeicheldrüse, des Harnleiters und der Harnblase. Das Krebsrisiko ist dabei unterschiedlich hoch, je nachdem auf welchem der vier „Lynch-Gene“ (MLH1, MSH2, MSH6, PMS2) sich die Veränderung befindet. Eine Übersicht zum Tumorrisiko je nach betroffenen Gen gibt es auf der Website der Uniklinik Dresden.
Man schätzt, dass es ca. 300.000 Menschen in Deutschland mit Lynch-Syndrom gibt – aber nur ein geringer Teil weiß davon.
Kurz erklärt: HNPCC
Das Lynch-Syndrom wird in Deutschland auch als HNPCC bezeichnet. Die englische Abkürzung HNPCC steht für hereditary non-polyposis colon cancer, also erblicher Darmkrebs ohne Polyposis.
Vom Verdacht zur Diagnose
Ein Verdacht auf Lynch-Syndrom kommt häufig im Zusammenhang mit einer Krebsdiagnose auf. Wichtige Hinweise auf das Vorliegen dieses Tumorrisikosyndroms sind:
- Ein frühes Erkrankungsalter, also z.B. Darmkrebs unter 50 Jahren oder Gebärmutterkörperkrebs unter 60 Jahren
- Gleichzeitig oder nacheinander zwei oder mehr Krebs- erkrankungen, die mit dem Lynch-Syndrom in Zusam- menhang stehen, also z.B. zwei Darmkrebserkrankungen bei einer Person
- Mehrere Krebserkrankungen innerhalb einer Familie, die mit dem Lynch-Syndrom im Zusammenhang stehen
- Nachweis für das Lynch-Syndrom typischer Veränderungen im Tumorgewebe, z.B. Nachweis einer hohen Mikrosatelliteninstabilität (MSI) oder des Ausfalls der Mismatch-Reperaturproteine (dMMR)
Kurz erklärt: MSI und dMMR
Die genetische Veränderung beim Lynch-Syndrom betrifft den sogenannten DNA-Mismatch-Reparaturmechanismus (MMR- System). Im Tumorgewebe von Menschen mit Lynch-Syndrom kann der Ausfall des Mismatch-Reparaturmechanismus nachgewiesen werden. Man spricht hier von einer defizienten Mismatch-Reparatur (dMMR) wenn MMR-Proteine mittels Immunhistochemie nicht mehr nachweisbar sind. Fehlerhafte MMR-Proteine können auch zu einer Anhäufung von Mutationen in den Mikrosatelliten und in der Folge zu einer Mikrosatelliten-Instabilität (MSI) führen. Mikrosatelliten sind kurze, sich wiederholende Abschnitte in den Erbinformationen der Zelle (DNA). An ihnen lässt sich die eingeschränkte Funktion des MMR-Systems gut nachweisen. Daher zeigt sich im Tumorgewebe von Menschen mit Lynch-Syndrom meist auch eine hohe Mikrosatelliten-Instabilität (MSI).